Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF) aktualisiert von Renata Horst
Hands-off und Hands-on
PNF steht für Propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation. Das Üben von sinnvollen Aktivitäten steht im Vordergrund dieser Kurse. Da Patienten in der heutigen Zeit nicht mehr solange bettlägerig sind und PNF auch Anwendung bei ambulanten Patienten, sowie im häuslichen und sportlichen Umfeld findet, ist die Behandlung in liegender Positionen nicht mehr zeitgemäß. Technischer Fortschritt ermöglicht frühe Belastungen auch mit modernen Hilfsmitteln, die physiologische Bewegungsabläufe fördern. Die Therapiemethoden sind darauf abgezielt diese zu unterstützen. Im Sinne der internationalen Klassifikation von Funktionen (ICF), wird im Prozess des Clinical Reasonings analysiert welche Körperstrukturen wie funktionieren müssen, um Alltagsaktivitäten bestmöglich, orientiert an den individuellen Bedürfnissen und Potenzialen des Patienten, zu fördern (fazilitieren).
Die Rolle der Propriozeptoren als Feedbackrezeptoren, die auf Druck und Zug reagieren, sowohl zum Schutz der Körperstrukturen als auch um die automatische und unbewusste Haltungskontrolle des Organismus zu gewährleisten, bestimmt die methodische Vorgehensweisen dieser Therapie. Die Hände des Therapeuten werden nur, wenn nötig, dort wo nötig eingesetzt, um das Gehirn Rückmeldung zu erteilen wie eine Bewegung erfolgen kann. Sie werden nicht - dem traditionellem Reiz-Reaktionsmodell des vorigen Jahrhunderts folgend - genutzt, um Bewegungen „anzubahnen.“
Die Teilnehmer lernen:
- dass sich Propriozeptoren nicht nur in Kapseln, Sehnen, Bändern und Muskelspindeln befinden, sondern vorwiegend in den Fascien.
- dass Propriozeptoren auf Druck und Zug reagieren, um automatischen Schutz des Organismus zu gewährleisten, damit dieser sich auf die Auseinandersetzung mit seiner Umwelt fokussieren kann.
- dass Propriozeptoren in ständiger Kommunikation mit dem vestibulären und visuellen System stehen, um den Haltungshintergund, die mit exzentrischer Funktion der Antigravitationssynergien einhergehen, zu gewährleisten.
- dass Widerstand kognitive Strategien hervorruft, die mit konzentrischer Muskelfunktion einhergehen.
- die PNF-Muster in Alltagsaktivitäten zu erkennen und deren Bedeutung als spiralförmig, diagonalverlaufende Bewegungen, die die größtmögliche Spannung der Fascien erzeugen zu erfahren und somit die Stabilität der Gelenke gewährleisten.
- die Bedeutung der strukturellen Elastizität als Voraussetzung für exzentrische Muskelfunktion, um die Beschleunigung von Bewegungen zu ermöglichen, damit diese möglichst ökonomisch erfolgen können (nutzen des Dehnungs-Verkürzungszyklus).
Kursinformation Allgemein:
Grundsätzlich kann jedes Modul, das jeweils 40 Unterrichtseinheiten/Fortbildungspunkten beinhaltet, einzeln belegt werden.
Als Weiterbildung, um gemäß den Richtlinien der IKK, federführend für die deutschen Krankenkassen, zur Berechtigung zur Abrechnung der Position „KG ZNS“ müssen folgende Voraussetzungen erfüllt werden:
- Der Referent muss anerkannter IKK-Fachlehrer sein.
- Der Teilnehmer muss über eine staatliche Anerkennung zum Beruf „Krankengymnast“ oder „Physiotherapeut“ verfügen.
- Der Teilnehmer muss zu Beginn der Weiterbildung eine mindestens einjährige Berufstätigkeit in Vollzeit (38,5 Std.) oder bei geringerer Wochenstundenzahl entsprechend länger, als Krankengymnast oder Physiotherapeut nachweisen.
- Der zeitliche Ablauf zwischen dem Beginn und dem Ende der Weiterbildung muss mindestens 6 Monate betragen und sollte innerhalb von 2 Jahren abgeschlossen werden.
- Die Teilnahme an der Zertifikatsprüfung erfordert die Absolvierung von 120 Unterrichtseinheiten.
- Modul 1 und Modul 2 müssen am gleichen Ort zusammengebucht werden.
Kursinhalte Modul 1:
(Grundkurs 1)
- Ganganalyse: ökonomisches Gehen beim Gesunden und bei Pathologien: ICP, spastische Parese, Ataxie, Schmerz, hyper (Athethosen)- und hypokinetische (Parkinson) Syndrome.
- Fazilitation des Gehens in interschiedlichen relevanten Umweltsituationen.
- Bewegungsanalyse und Therapie von Boden- und Rollstuhltransfers (Querschnitt, Schädelhirntrauma).
- Körperfunktionen fazilitieren zur strukturellen Sekundärprophylaxe bei chronischen Langzeitpatienten.
Kursinhalte Modul 2:
(Grundkurs 2)
- Analyse von Greif- und Stützaktivitäten beim Gesunden und bei Pathologien: spastische Parese, Ataxie, periphere Parese, Schmerz (CRPS).
- Fazilitation von Stützaktivitäten für Greifaktivitäten des kontralateralen Armes und für Transfers.
- Fazilitation der präaktiven Schulterstabilisation für Greifaktivitäten und bimanuellen Tätigkeiten.
- Körperfunktionen fazilitieren zur strukturellen Sekundärprophylaxe bei chronischen Langzeitpatienten.
Kursinhalte Modul 3:
(Aufbaukurs)
- Analyse von Funktionen des Fazio-oralen-Systems beim Gesunden: Kauen, Lautieren, Schlucken, Atmen und bei Pathologien: Facialesparese, Schluckstörungen, Kieferdysfunktionen.
- Fazilitation der Atemfunktionen und Schlucksequenz (mimische Muskulatur, Atemhilfsmuskulatur, Zwerchfellatmung, supra- und infrahyoidale Muskulatur).
- Fazilitation von einfachen Transfers für Kopfkontrolle.
- Körperfunktionen fazilitieren zur strukturellen Sekundärprophylaxe bei chronischen Langzeitpatienten.
Zertifikatsprüfung:
- Befund (Hypothesen, Parameter, Zielformulierung nach ICF) und Behandlungsplanung eines Fallbeispiels in schriftlicher Form.
- Vorbereitung eines Fallbeispiels mit Videodokumentation als Hausarbeit.
- Praktische Prüfung orientiert am Fallbeispiel ausgeführt am Probanden (20 Min.).
- Schriftliche Prüfung (1 Stunde).
Hinweise/Kursgebühren
- Dauer:
- Modul 1 - 50 UEs/FP (4 Präsenztage + E-Learning)
- Modul 2 - 50 UEs/FP (4 Präsenztage + E-Learning)
- Modul 3 plus Prüfungstag - 50 UEs/FP (5 Präsenztage + E-Learning)
- Insgesamt 150 Unterrichtseinheiten/ Fortbildungspunkte
- Module können grundsätzlich nach Absprache mit dem Sekretariat der N.A.P.-Akademie auch einzeln belegt werden
- Kosten Modul 1-3: jeweils 520,00 € inkl. E-Learning
- Kosten Zertifikatsprüfung: 150,00 €
- Die Kursgebühren gelten für die Kursorte Berlin und Ingelheim, in anderen Städten können diese abweichen.